Ole Ohlendorff malt seine „Dead Rock Heads” künftig in der Lüneburger KulturBäckerei
Lüneburg. Ole Ohlendorff ist ein Mann der klaren Worte: „Das Motto lautet: back to the roots und Aufbruch zu neuen Ufern.” Er hat Johnny Cash mitgebracht und Eddie van Halen, beide 80 x 130 Zentimeter groß und in Öl auf Leinwand. Ohlendorff ist der „Dead Rock Head”-Maler — an die 200 Rockmusiker umfasst seine Galerie. Und da weitergestorben wird, fehlt es nicht an kommenden Porträts. Jetzt bezieht Ohlendorff Atelier Nummer drei in der Lüneburger KulturBäckerei, als Nachfolger des verstorbenen Gero Bräutigam. „Back to the roots”, das heißt für Ohlendorff: zurück nach Lüneburg, der Stadt, in der er zum Bildermachen fand.
Zehn Jahre hatte Ole Ohlendorff nah zum Bier unterm Dach am Stint gewohnt. Er ist jetzt 63 Jahre alt, diente als Polizist auf der Davidwache, jobbte hier, malochte da, bollerte rocker- oder rock’n’roller-mäßig durch die Welt.
Als Ohlendorff am Stint lebte, griff er zum Stift. Er zeichnete penibel genau Motorräder, stellte sie 1987 im Restaurant am Tennispark aus; ein völlig deplatzierter Ort, aber für einen Test gut. Seit 25 Jahren nun ist Ohlendorffs künstlerische DNA komplett auf DRH geeicht. DRH: Dead Rock Heads. Nun wird er wieder in Lüneburg malen — back to the roots eben.
Geboren ist er als Andreas Ohlendorf in Winsen. Der Ole kam über die Freunde, das „f” zuviel hängte ihm ein Journalist an. Es blieb. In Winsen lebt Ohlendorff wieder seit vielen Jahren, ab Juli als Pendler — bezeichnenderweise wohnt er in der Lüneburger Straße. Ein Grund, sich für das frei gewordene Atelier in der Kulturbäckerei zu bewerben. „In Winsen vermengt sich der Bereich, in dem ich male, mit dem Privaten. Aber da gehören Besucher, die wegen meiner Kunst kommen, nicht hin.” Er liebäugelte schon, als die KulturBäckerei 2014 eröffnete, mit einem Atelier in dem von der Sparkassenstiftung geführten Haus. Lange blieb’s beim Liebäugeln. Jetzt scheint ihm die Zeit reif. Aus 30 Bewerbungen schälte sich seine als beste heraus. Entschieden haben das Kristin Halm und Carsten Junge von der Stiftung, Ulrike Stuhrmann, Brigitte Menke, Berit Ness und Carolin George von der Ateliergemeinschaft.
Neue Kreise von Interessierten erhofft sich Ohlendorff mit dem Umzug. Er malt jetzt nicht mehr im Winsener Kämmerchen, sondern gleich neben der Malerin Ursula Blancke-Dau und gegenüber von Schmuckdesignerin Lili Veers. Die KulturBäckerei ist ein offener Ort, direkt vor der Ateliertür laufen Ausstellungen, noch bis zum 1. August wird an Joseph Beuys erinnert.
Im Herbst wird sich in Kunsthalle und Artrium alles um den Grafiker, Musiker und Beatles-Freund Klaus Voormann (83) drehen. Ihn hat Ole Ohlendorff 2019 gemalt, natürlich nicht als Dead Rock Head. Aber: Seit 2013 ist Ohlendorffs DNA auch auf RLA gepolt: „Rock Legends Alive”. Mögen die RLAs sich Zeit lassen, DRHs zu werden…
Über die Jahre und einer Fülle von Ausstellungen kam Ole Ohlendorff mit vielen Menschen aus der Rockszene und drumherum zusammen. Daraus wuchsen und wachsen Ideen, Wege zu neuen Ufern. Zum Beispiel: An jedem ersten Freitag des Monats lädt Ohlendorff über seinen YouTube-Kanal zum Talk. Nächster Gast ist der heute 80-jährige Fotograf Günther Zint, der Welten zwischen Star-Club und Gorleben dokumentierte. Geklärt wird laut Ohlendorff unter anderem die unglaubliche Frage, wie Jimi Hendrix den Walkman erfand.
Noch etwas treibt Ole Ohlendorff um: ein Stimmpaten-Projekt. Sie sollen bei Ausstellungen Texte zu den Porträtierten einsprechen. Etliche Stimmpaten hat Ohlendorff schon gewonnen: Ulla Meinecke, Uli Salm und Mani Neumeier zum Beispiel. Auch Stefan Stoppok ist dabei. Er kann über sich selbst sprechen, denn er hat schon ein Ole-Porträt bekommen, natürlich in der RLA-Abteilung.