Neue Portraitreihe des Winsener Malers wird in der „Nordtour“ im NDR-Fernsehen am Sonnabend vorgestellt.
Winsen. Manchmal hat man eben den richtigen Riecher: Ole Ohlendorff war in den vergangenen Wochen an den Portraits der Rolling Stones dran. Charlie Watts, Ron Wood, Keith Richards und Mick Jagger großformatig in Schwarz-Weiß. Der Winsener Künstler ist bekannt für seine besonderen Portraits von Musikern, die mittlerweile auch noch am Leben sein dürfen, damit Ole sie malt… Rocklegends – Still Alive sozusagen.
Zurück zum Riecher: Sozusagen mit den letzten Pinselstrichen an den Portraits platzt die Bombe, die Rolling Stones starten ihre Europa-Tour „No Filter“ im September im Hamburger Stadtpark. Rund 80.000 Zuschauer wollen dabei sein, das Konzert ist nach einer knappen Woche praktisch ausverkauft. Das Stones-Fieber führt beim NDR-Fernsehen zu einem Stones- Special für die Sendung „Nordtour“, die am Sonnabend, 20. Mai, um 18 Uhr im NDRFernsehen ausgestrahlt wird. Und da dreht sich alles um Ole Ohlendorff und die Stones.
Einen Zufall gibt es noch obendrauf: Den Beitrag für den NDR übernimmt die freie Redakteurin Kirsten Ranf. Die ging in Winsen zur Schule und lebt in Egestorf. Klein ist die Welt. Gedreht wurde Anfang der Woche im Atelier des Malers und auch in Winsen im Eckermann- Park und vor dem Schloss. Ole Ohlendorff berichtet über seine Kunst, sein Leben und warum er Winsen mit Vergnügen die Treue hält.
Den Künstler Ole Ohlendorff könnte man auch in einer der angesagten Großstädte des Planeten verorten. Seine Kunst ist gefragt, er stellt bundesweit aus und plant durchaus, seine Bilder auch beispielsweise einmal in der Londoner Royal Albert Halle zu präsentieren. „Die ist für mich so eine Geburtsstätte großartiger Musik. Eine Ausstellung dort ist schon ein kleiner Traum von mir“, gibt Ole Ohlendorff zu.
Seine Schicksalsstadt allerdings war Hamburg. Nach der Schulzeit in Winsen geht er noch nicht einmal volljährig zur Polizei und versieht seinen Dienst unter anderem auf St. Paulis legendärer Davidwache. Eine verwegene Zeit im Rückblick. „Tagsüber in Uniform für Recht und Ordnung sorgen und abends in der Lederjacke die Regeln brechen: Ich dachte, das bekommt keiner mit“, erinnert sich Ole, der feststellen musste: Der Arbeitgeber hat alles mitbekommen. Anfang der 80er-Jahre zieht Ohlendorff die Uniform, die wie ein Schutzpanzer ohne Persönlichkeit für ihn war, aus und geht auf Weltreise. Die Persönlichkeitsentwicklung kommt auf Touren. Ole ist Koch, Kurierfahrer, Roadie und Werftarbeiter, und nebenbei bringt er sich selbst die Malerei bei. Freischaffender Künstler ist die Berufsbezeichung, als Ole 1990 nach Winsen zurückkehrt.
In der Heimatstadt ist er aktiv und kreativ, wird einer der Gründer der Gruppe Kunstasyl und Mitinitiator der Winsener Kulturtage, die „Dead Rock Heads“-Reihe entsteht als Hommage an verstorbene Musiker. 2009 folgt die höchste lokale Auszeichnung, Ohlendorff wird mit dem Blauen Löwen, dem Kulturpreis des Landkreises Harburg, ausgezeichnet. Und Winsen bleibt er treu: „Für meine Inspiration brauche ich keine Großstadt, die kommt von mir und von hier.“
Zum Soundtrack dieses Lebens zählten auch die Rolling Stones. Im vergangenen Jahr öffnete Ohlendorff seine Portrait-Reihe für die Lebenden, und Charlie Watts, Ron Wood, Keith Richards und Mick Jagger haben ihren Legenden-Status in jedem Fall sicher. Die Bilder sind fertig, bleibt die spannende Frage, ob die Verewigten Oles Kunst auch zu sehen bekommen?
„Wir arbeiten daran“, kann der 59-Jährige bestätigen. Ein Konzertbesuch sollte drin sein, backstage auf Tuchfühlung ist allerdings gerade bei den Stones keine Selbstverständlichkeit. „Vielleicht klappt es dann im Hotel, in dem die Band absteigt“, hofft Ole. Dort könnte man die Bilder im Foyer ausstellen. Dann müssten nur noch die Stones ins Foyer.
Was Ole Ohlendorff sicher weiß: dass man die großformatigen Portraits nicht im Fahrstuhl zeigen kann. Schon beim Stones-Konzert 2014 in der Schweiz im Züricher Letzigrundstadion sollte Keith Richards sein Gemälde zu sehen bekommen. Der Versuch, das Bild zu ihm in die Garderobe zu bringen, scheiterte an den zu geringen Ausmaßen des Fahrstuhls im Stadion. Das Bild passte einfach nicht hinein. Vielleicht hat Ole im September mehr Glück.
Video „Nordtour“ NDR-Fernsehen (ARD-Mediathek Ausschnitt): Der Rockstar Maler Ole Ohlendorff